Vor wenigen Tagen war es so weit: Mit dem London Hard Fork ist die Ethereum-Blockchain einen wichtigen Schritt in Richtung Ethereum 2.0 gegangen. Was dahinter steckt und was das Update langfristig für den Wert der Blockchain bedeuten könnte, erfährst du im folgenden Artikel. 

Ethereum - Mehr als nur Store of Value

Mit einer Marktkapitalisierung, die aktuell schon wieder über $ 800 Mrd. liegt, ist Bitcoin (BTC) unangefochten die Nr. 1 unter den Kryptowährungen. Mit weitem Abstand zum Marktführer, aber ähnlich unangefochten auf dem 2. Platz: Ethereum (ETH)

Die Blockchain kommt aktuell auf einen Marktwert von über $ 375 Mrd. — und liegt damit meilenweit vor weiteren Projekten, wie zum Beispiel der Binance Smart Chain (BSC), Cardano (ADA) oder XRP. 

Marktkapitalisierung Top 5 Kryptowährungen

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Stand: 16. August 2021

Was Ethereum und Bitcoin unterscheidet, ist aber nicht nur die Marktkapitalisierung. Denn auch wenn sich hier die Geister streiten: Bitcoin ist nun einmal vor allem Store of Value. Anwendungen und Applikationen finden hingegen vor allem auf der Ethereum-Blockchain statt. Und ob nun im Bereich Decentralized Finance (DeFi) oder dem aktuellen Hype-Thema Non-Fungible Tokens (NFTs) — Ethereum ist in jedem dieser Bereiche eindeutig die Nummer 1. 

Klare Nr. 1 im DeFi-Sektor

Das zeigen auch aktuelle Daten aus dem DappRadar Industry Report: Das Volumen auf Ethereum-basierten DeFi-Plattformen stieg im Juli gegenüber dem Vormonat um 23% auf mehr als $ 80 Mrd. Das zeigt nicht nur das enorme Wachstum dieses Marktes, sondern auch den Stellenwert von Ethereum in diesem Segment: Der Markanteil von Ethereum liegt mit führenden Plattformen wie zum Beispiel Uniswap oder Aave bei rund 70%. Die Binance Smart Chain auf dem 2. Platz kommt, insbesondere mit PancakeSwap, hier auf gerade einmal ein Viertel des Volumens der Ethereum-basierten Plattformen.

Ethereum und der NFT-Boom

Noch dominanter ist Ethereum im Bereich der NFTs, die gerade in den letzten Wochen einen erneuten Boom erlebt haben. Allein im Juli lag das Handelsvolumen von NFTs bei einer unglaublichen Summe von über $ 1,2 Mrd. Und allein 80% dieses Volumens liefen über Ethereum-basierte Plattformen. 

Wie krass übrigens das Wachstum in diesem Bereich in den letzten Monaten ausgefallen ist, verdeutlicht ein Tweet von Devin Finzer: Der Co-Founder der NFT-Plattform OpenSea schrieb Anfang August, dass  das Volumen auf der Ethereum-basierten Plattform innerhalb von 2 Tagen 5 mal größer war als im gesamten vergangenen Jahr. 

Ist Ethereum Opfer des eigenen Erfolgs?

So beeindruckend diese Wachstumszahlen auch sind, sie verdeutlichen doch ein zentrales Problem von Ethereum: Die Blockchain wird Opfer ihres eigenen Erfolgs! Oder ganz konkret: Das Netzwerk ist komplett überlastet. 

Und das ist kein Wunder. Denn gerade in den letzten Monaten ist die Blockchain massiv gewachsen — und das weitgehend unabhängig von der Entwicklung des Ethereum-Preises. 

Transaktionsgebühren explodieren

Und mit dem Wachstum einher ging eine Explosion der Transaktionsgebühren. Im Mai stiegen die durchschnittlichen Transaktionsgebühren auf der Blockchain zwischenzeitlich auf ein Hoch von fast $ 70,-. 

Das bedeutet: Wer $ 1.000,- auf einer DeFi-Plattform wie zum Beispiel UniSwap angelegt hat, hat dafür 7% und mehr an Gebühren gezahlt. Trotz der guten Rendite, die diese Plattformen Anlegern in Aussicht stellen, musst du diese Gebühren erst einmal wieder reinholen. Und gerade für Anleger mit kleineren Investitionssummen, verlieren Ethereum-basierte Plattformen so natürlich jegliche Relevanz. Dies umso mehr, wenn man bedenkt, dass Plattformen, die beispielsweise auf der Binance Smart Chain basieren, Transaktionsgebühren von nur wenigen Cent berechnen. 

The London Hard Fork

Diese Problematik ist natürlich auch dem Ethereum-Netzwerk bewusst. Und ein Vorteil der dezentralen Governance ist es, dass die Community Vorschläge für Veränderungen, sogenannte Ethereum Improvement Proposals (EIPs), einbringen kann. Mehrere dieser Veränderungen wurden nun mit dem London Hard Fork implementiert.

Im Fokus: EIP-1559

Besondere Aufmerksamkeit hat dabei das EIP-1559 erhalten. Dieses soll dazu beitragen, die Transaktionsgebühren kontrollierbarer zu machen und sie im Idealfall auch zu senken. Ganz konkret führt EIP-1559 eine neue Gebührenstruktur ein.

Bislang war es nämlich so, dass diejenigen Nutzer von den Minern bevorzugt wurden, die bereit waren, höhere Transaktionsgebühren zu bezahlen. Und dieses System hat sich doch ziemlich hochgeschaukelt und so auch entscheidend dazu beigetragen, dass die Transaktionsgebühren für alle Nutzer explodiert sind. 

Mit EIP-1559 wurde nun eine Grundgebühr eingeführt, die sich flexibel an der Auslastung des Netzwerks orientiert. Zwar können Transaktionen nach wie vor durch zusätzliche Gebühren  (Tipps) beschleunigt werden, doch der Wettkampf um die schnellsten Transaktionen findet nicht mehr auf dem Rücken aller Nutzer statt. Oder anders ausgedrückt: EIP-1559 gibt Nutzern die Sicherheit, dass sie nicht mehr als die Grundgebühr für ihre Transaktionen bezahlen müssen – wenn sie denn bereit sind, auf Geschwindigkeit zu verzichten. 

Ob dies die Transaktionsgebühren langfristig insgesamt reduzieren wird, sei an dieser Stelle dahingestellt: Aufgrund der hohen Auslastung des Ethereum-Netzwerks in den letzten Wochen, liegen die Transaktionskosten aktuell wieder auf einem sehr hohen Niveau. Die Zukunft wird zeigen, ob sich langfristig eine Reduktion der Kosten bewahrheiten wird.

Wird Ethereum nun deflationär?

EIP-1559 hat aber noch eine weitere interessante Veränderung gebracht: Haben die Ethereum-Miner in der Vergangenheit alle Transaktionsgebühren als Belohnung eingesteckt, erhalten sie nun nur noch die zusätzlichen Gebühren bzw. Tipps, die Nutzer für eine Beschleunigung der Transaktionen bezahlen. Die Grundgebühr hingegen wird mit jeder einzelnen Transaktion direkt vernichtet.

Wird Ethereum damit jetzt deflationär und steigt automatisch im Preis? 

Diese Frage hat die Ethereum-Community in den letzten Wochen stark beschäftigt und mag den Ethereum-Preis zusätzlich befeuert haben. Realistisch ist diese Erwartung jedoch aktuell nicht: Zwar werden laut etherchain.org jede Minute mehr als 4 Ethereum verbrannt, doch das übersteigt in der Regel nicht die Summe der Token, die neu generiert werden. Nur, wenn die Grundgebühr für die Transaktionen besonders hoch ausfällt, rutscht Ethereum auch in ein deflationäres Szenario. Dies entspricht nicht dem Normalzustand – war zumindest in den letzten Tagen aber zeitweise möglich. 

Selbst wenn Ethereum durch EIP-1559 nun nicht kurzfristig deflationär wird, steht wohl dennoch außer Frage: Es schadet der Preisentwicklung sicherlich nicht, wenn insgesamt das Angebot an Ethereum-Token gedrosselt wird.

London Hard Fork unterstützt Ethereum-Preis

Apropos Preis: Wie hat der Ethereum-Preis auf das London Hard Fork reagiert? 

Fast 20% Kurs-Plus seit EIP-1559

Nun, im Grunde sehr gut. Mit einem aktuellen Preis von über $ 3.200,- steht der Ethereum-Kurs fast 20% höher als noch am Tag vor dem Update der Blockchain. Dies allein auf die Implementierung von EIP-1559 zurückführen ist sicherlich übertrieben. Der gesamte Kryptomarkt kennt seit ein paar Wochen nur eine Richtung und verläuft extrem positiv. 

Zweifellos aber hat das London-Update allein schon durch die mediale Präsenz die Ethereum-Preisentwicklung positiv beeinflusst. Und nun rückt auch allmählich das Allzeithoch, das Ethereum im Mai bei über $ 4.000,- markierte, wieder ins Blickfeld.

Das bei über $ 4.000,- für Ethereum noch lange nicht Schluss sein muss, hatte ich bereits Anfang des Jahres in einem Beitrag dargestellt. Das Potential der Blockchain ist einfach gigantisch und Massenadaption hat noch nicht einmal richtig eingesetzt. Umso mehr als The London Hard Fork auch nur ein weiterer Schritt in Richtung Ethereum 2.0 ist. 

Damals, im Januar 2021, stand Ethereum übrigens noch unter $ 1.000,-. Seitdem hat sich der Kurs also mehr als verdreifacht — keine ganz schlechte Rendite für ein Investment von ein paar Monaten.

Fazit zum London-Update

The London Hard Fork ist ein wichtiger Schritt in der Evolution in Ethereum. Insbesondere das EIP-1559-Update bringt wichtige Veränderungen in die Blockchain in Hinblick auf die Gebührenstruktur. Ob EIP-1559 dazu beitragen wird, die explodierenden Gebühren langfristig zu reduzieren, wird die Zukunft zeigen. Zumindest gibt es den Nutzern des Netzwerks mehr Kontrolle über die Gebührenstruktur. 

Richtungsweisender erscheint jedoch die Tatsache, dass ein Teil der Transaktionsgebühren mit dem EIP-1559-Update verbrannt werden. Nicht, weil dadurch temporär deflationäre Phasen möglich sind. Sonder vor allem, weil das Ethereum-Netzwerk damit die allmähliche Entmachtung der Miner einläutet. Dadurch bereitet Ethereum gleichzeitig bereits den Schritt vom Proof of Work- zum Proof of Stake-Mechanismus vor, der mit der Umstellung auf Ethereum 2.0 abgeschlossen werden wird. 

Was haltet ihr von Ethereum und dem jüngsten Update? Ein wichtiger Schritt – oder doch eher nur Kosmetik? Ich bin gespannt auf eure Meinung und eure Kommentare!

 

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