Uber — an kaum einem Unternehmen scheiden sich wohl so sehr die Geister. Dabei steht außer Frage: Uber ist innovativ. Hochinnovativ sogar! Und scheitert bislang doch an der Realität. Warum ich trotzdem an der Uber-Aktie festhalte, erfährst du in diesem Artikel. 

Wenn du ein profitables Unternehmen suchst, komm nicht zu Uber

Kaum ein Börsengang wurde 2019 so sehnlich erwartet, wie jener des US-Unternehmens Uber (WKN: A2PHHG). Und am Ende war die Enttäuschung doch recht groß: Mit einem Abschlag von fast 8% gegenüber dem Ausgabepreis beendete Uber am 10. Mai 2019 sein Debüt an der New York Stock Exchange. 

Ganz überraschend kam das tatsächlich aber nicht: Denn Uber hatte kurz vor dem Börsengang bereits Schlagzeilen mit der Ankündigung gemacht, womöglich niemals schwarze Zahlen zu schreiben. Und auch Uber-Chef Dara Khosrowshahi war bereits im Dezember 2018 mit folgendem Zitat in einem Talk an der Stanford Graduate School of Business aufgefallen:

We are not going to have predictable profitability. And we’ll say it to our shareholders, and the shareholders can choose: If they want a predictably profitable company, go buy a bank. Don’t come to us, simple.

Das gesamte Gespräch mit Dara Khosrowhahi in Stanford ist übrigens extrem empfehlenswert, da es einen tiefen Einblick gibt, wie das Unternehmen Uber tickt.

Bei Uber wird Vision gehandelt

Angesichts dieser Aussagen ist es tatsächlich doch eher überraschend, dass Uber bei seinem Börsendebüt am Ende trotzdem eine Marktkapitalisierung von rund $ 80 Mrd. auf die Waage brachte. Und das zeigt uns vor allem: Bei Uber wird nicht eine auf fundamentalen Daten basierende Realität gehandelt, sondern die Vision von einer Zukunft. 

Die Realität von Uber: Verluste über Verluste

Schauen wir auf die Realität, so ist die Bilanz von Uber mehr oder weniger desaströs. Das Unternehmen schreibt seit seiner Gründung fast durchgehend rote Zahlen. Zwar konnte Uber 2018 mal ein Plus von knapp $ 1 Mrd. in der Bilanz ausweisen. Dies aber auch nur, da Teile des internationalen Geschäfts verkauft wurden. Unterm Strich bleibt also die Erkenntnis: Uber ist bislang nicht profitabel und verbrennt Milliarden. 

Bilanz Uber 2015-2020

Uber im Corona-Jahr 2020

Keine Frage: Eine Pandemie, die das normale Leben in weiten Teilen der Welt seit Monaten mehr oder weniger lahmlegt, ist nicht gerade die optimale Voraussetzung für einen Fahrdienstvermittler wie Uber. 

Und so kam es auch nicht überraschend, dass das Unternehmen Anfang Februar, erneut einen hohen Verlust ausweisen musste: Allein im 4. Quartal 2020 lagen die Verluste von Uber bei fast $ 1 Mrd. Für das gesamte Jahr 2020 wies Uber einen Netto-Verlust von rund $ 6,76 Mrd. aus. Gegenüber dem Vorjahr konnten die Netto-Verluste damit zwar um rund 20% reduziert werden. Dies aber primär auch nur, da im Jahr 2019 die Vorbereitung des Börsengangs erhebliche Spuren in der Bilanz des Unternehmens hinterlassen hatte. 

Uber Geschäftsjahr 2020

Kein Umsatzwachstum in 2020

Wie sehr Uber unter den Corona-Bedingungen leidet, zeigt vor allem die Tatsache, dass das Unternehmen im vergangenen Jahr erstmals kein Umsatzwachstum erreicht hat. Ganz im Gegenteil:  Gegenüber dem Vorjahr sanken die Umsätze von Uber nach eigenen Angaben um 14% von $ 13 Mrd. auf etwa $ 11,14 Mrd.

Fahrdienstgeschäft bricht ein …

Und doch lohnt es sich gerade hier, etwas genauer hinzuschauen. Denn dann fällt auf: Es ist vor allem das Fahrdienstgeschäft  bzw. der Bereich Mobility, der Uber die Bilanz verhagelt. Zwar hat sich auch dieser Bereich in den letzten Monaten erholt. Unterm Strich sind die Einnahmen im Fahrdienstgeschäft im vergangenen Jahr aber infolge der Covid-19-Pandemie um 50% eingebrochen.

… Lieferdienst-Service explodiert!

Auf der anderen Seite ist es Uber gelungen, seinen 2014 gegründeten Lieferdienst Uber Eats bzw. den Bereich Delivery erheblich auszubauen. Auf der Plattform von Uber sind mittlerweile weltweit mehr als 600.000 Partnerrestaurants registriert. Das entspricht einer Steigerung um mehr als 75% gegenüber dem Vorjahr. Entsprechend vielversprechend sind auch die Umsatzzahlen: Die Umsätze im Bereich Delivery sind im vergangenen Jahr um mehr als 220% gestiegen.

Umsätze Uber 2020: Mobility vs. Dilvery

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Mobility

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Food-Delivery

Perspektive verbessert sich

Ja, es stimmt … Uber schreibt weiterhin rote Zahlen. Und auch der Bereich Delivery ist bislang nicht in der Lage die Verluste, die das Fahrdienstgeschäft einfährt, auszugleichen. 

Gleichzeitig ist es Uber in einem zweifellos schweren Jahr 2020 aber gelungen, sich in Teilen neu aufzustellen: Mit Uber Eats hat das Unternehmen einen Business-Bereich strategisch ausgebaut — auch durch gezielte Übernahmen: So hat Uber Anfang Dezember letzten Jahres die Übernahme des Konkurrenten Postmates Inc. bekanntgegeben. Mit der Übernahme kommt Uber nach Angaben der New York Times mittlerweile auf Market Shares im US-Food Delivery-Business von etwa 37%. Und liegt damit gar nicht mehr so weit hinter dem US-Branchenführer DoorDash (WKN: A2QHEA), der auf Marktanteile von 45% kommt. 

Darum ist Uber innovativ!

Auf Markveränderungen flexibel zu reagieren und neue Business-Opportunities nicht nur zu erkennen, sondern kurzfristig strategisch auszubauen – das zeichnet innovative Unternehmen aus. Und davon wird Uber auch auf lange Sicht profitieren. Denn selbst wenn das Food-Delivery-Business nach der Pandemie zurückgehen wird, hat Uber hier ein zweites, festes Standbein geschaffen, das über die aktuelle Situation die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens stärkt. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass sich die Zahlen im Fahrdienstgeschäft nach der Pandemie wieder erholen werden. 

Börse honoriert die Entwicklung von Uber

Die Innovationskraft von Uber wird auch an der Börse honoriert. Zweifellos wurde die Uber-Aktie im Corona-Crash hart abgestraft: Sein 52-Wochen-Tief erreichte der Wert in der akuten Crash-Situation im März 2020 bei unter $ 14,-. Im November konnte Uber dann erstmals Zahlen präsentieren, die die positive Entwicklung im Delivery-Segment unterstützten. Für den Kurs der Aktie bedeuteten diese Zahlen einen enormen Schub. Bei fast $ 65,- markierte Uber zuletzt im Februar 2021 ein neues All Time High. 

In den letzten Tagen ist die Aktie aber wieder deutlich zurückgekommen und liegt aktuell bei etwa $ 50,-. Das ist bei Weitem nicht günstig: Bei einer Marktkapitalisierung von rund $ 95 Mrd. wird Aktie wird damit immer noch mit mehr als dem Achtfachen des eigenen Umsatzes bewertet. 

Mein Investment in Uber - Eine Wette auf die Vision

Im Finanz Cowboy Depot war Uber 2020 mit einer absoluten Performance von über 55% mein Top-Gewinner im Corona-Jahr (hier zum Artikel Meine Top-Aktien 2020 ).

Investiert habe ich in den Wert bereits im Juni 2019 – also rund 1 Monat nach dem Börsengang. Dabei steht auch für mich außer Frage: Uber ist das absolute Gegenteil eines sicheren Investments. Mit meinem Investment bin ich vielmehr eine spekulative Wette auf die Zukunftsvision von Uber eingegangen. 

Uber verfolgt Disruption im Bereich Mobilität

Tatsächlich interessieren mich bei Uber auch gar nicht so sehr die aktuellen Geschäftszahlen. Interessant ist Uber für mich vor allem als Unternehmen, das möglicherweise disruptive Veränderungen im Bereich der Mobilität und darüber hinaus gestaltet. In dem Artikel „Disruptive Technologien – Das Ende von Buy and Hold forever?“ hatte ich mich bereits mit Disruption und Innovationszyklen auseinandergesetzt. Und natürlich stellt sich hier die Frage: Wie disruptiv ist Uber? Und die klare Antwort lautet: 

Uber ist innovativ – aber noch lange nicht disruptiv.

Zweifellos fordert Uber mit seinem Business-Modell gerade im Bereich Mobility einen traditionellen Markt heraus.  Zuletzt protestierten beispielsweise Taxifahrer in Berlin gegen die neue Konkurrenz durch Uber und Co. Das Geschäftsmodell, Angebot und Nachfrage über die eigene Plattform zu vermitteln, mag innovativ sein – ist aber noch lange nicht disruptiv. Uber schafft damit bislang keinen neuen Markt, der neues Wachstum in Aussicht stellt. 

Zweifellos ist Disruption in der DNA von Uber jedoch angelegt. Uber entwickelt nicht nur die eigene Plattform kontinuierlich weiter – sie arbeiten auch an einem Ökosystem, das weit über die Grenzen des bisherigen Marktumfelds hinausgeht und ganz neue Business-Modelle in Aussicht stellt. So hat Uber beispielsweise im Dezember 2020 eine strategische Partnerschaft mit Aurora geschlossen, um Fortschritte im Bereich des autonomen Fahrens gemeinsamen voranzutreiben. Im Januar verkündete Uber zudem eine Kooperation mit dem US-Biotech Moderna (WKN: A2N9D9). Auch hier ergeben sich ganz neue Business-Perspektiven.

Ein Unternehmen im ständigen Wandel

Beide Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit zeigen: Uber ist weit mehr als ein Fahrdienst-Vermittler und Lieferdienst. Uber ist vor allem ein Unternehmen, dass im ständigen Wandel und kontinuierlich auf der Suche nach neuen Möglichkeiten und Geschäftsfeldern ist. Das ist spannend – aber natürlich als Investment risikoreich. Aber wenn ich nur sichere Investments suchen würden, hätte ich ja auch in langweilige Bankwerte investieren können.

Uber
WKN: A2PHHG
www.investor.uber.com

Im Finanz Cowboy Depot seit 6/2019

Was haltet ihr von Uber? Eine vollkommen überteuerte Hype-Aktie, die untergehen wird? Oder doch ein spannendes Unternehmen, das gute Chance hat, ganz neue Märkte zu entwickeln? Ich bin gespannt auf eure Meinung und Kommentare. 

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