• Beitrags-Kategorie:Meinung / Tipps
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare
  • Lesedauer:5 min Lesezeit

Na klar, am liebsten wollen wir unsere Aktien für immer halten und niemals verkaufen. Warum es aber ein Fehler ist, verlustreiche Aktien krampfhaft zu halten und was das mit Psychologie zu tun hat, erfährst du im folgenden Artikel.

Verliebe dich nie in eine Aktie

Liebe macht bekanntlich blind. Sie trübt den Blick und lässt uns über Schwächen und Fehler hinwegschauen. Wir alle kennen dieses Gefühl – und ganz klar: Es ist ein tolles Gefühl. Aber genau das, was uns im Leben Glücksgefühle vermittelt, hat beim Investment und an der Börse rein gar nichts verloren. Denn wenn es um dein Geld geht, solltest du einen klaren Blick haben und rationale Entscheidungen fällen. Schon Börsenlegende Peter Lynch wusste daher:

Verliebe dich nie in eine Aktie, bleibe immer aufgeschlossen. 

Buy and hold forever?

In der Realität sind wir aber viel zu oft in unsere Aktien und Investments verliebt. Wir halten an ihnen fest – und verzeihen ihnen jeden Fehler (siehe dazu auch Mein Aktien-Fail 2020). Jede negative Nachricht wird bestmöglich ignoriert und wir klammern uns an jede noch so unbedeutende positive News. 

Buy and hold forever, lautet das Eheversprechen, das wir diesen Aktien gegeben haben. Und es ist wie im echten Leben – so lange es gut läuft, spricht auch rein gar nichts gegen diese Einstellung. Gefährlich wird es aber bei Verlierer-Aktien: Bei Werten, die sich nicht wie gewünscht entwickeln und immer tiefer in die Verlustzone rutschen.

Warum wir verlustreiche Aktien halten

Woran liegt es aber, dass wir Verlierer-Aktien nicht verkaufen können? Warum ertragen wir es geduldig, dass diese Werte immer tiefer in Richtung Süden wandern und unsere Gesamtrendite schmälern?

Diese Leidensfähigkeit ist Teil des sogenannten Dispositionseffekts. Dieser beschreibt den Hang von Investoren, Gewinner-Werte viel zu früh zu verkaufen und verlustreiche Aktien zu halten. Denn während der erste Verlust einer Aktie noch als Schock erfahren wird, nimmt die Sensitivität für Verluste mit der Zeit ab. Oder anders ausgedrückt: Wir gewöhnen uns einfach sehr schnell daran, wenn eine verlustreiche Aktie immer tiefer in den roten Bereich rutscht. 

Dispositionseffekt - Börse Aktien

Gleichzeitig klammern wir uns aber auch zunehmend an die Hoffnung, dass die verlustreiche Aktie sich wieder erholen wird. Um früher wieder in den positiven Bereich zu kommen, kaufen wir sogar nicht selten Aktien nach, um unseren Einstandskurs zu verringern. Da dies die Börse jedoch nicht interessiert, versenken wir so oft noch mehr Geld.

Aktien-Verluste zu realisieren gehört dazu

In der Regel hat es einen Grund, wenn eine Aktie immer weiter fällt. Hier ist es wichtig, sich auch selbst den Investment-Fehler einzugestehen. Denn Fehlentscheidungen gehören an der Börse dazu: Das Investment an der Börse ist immer eine Spekulation auf eine Zukunft – und die kennen wir alle nicht. Und jeder, der schon etwas länger aktiv in Aktien investiert, kennt die Erfahrung, dass sich nicht jedes Investment wie gewünscht entwickelt. 

Umso wichtiger ist es, den Verlust auch tatsächlich zu realisieren – und damit zu begrenzen. Let your profits run and cut your losses short, lautet entsprechend eine bekannte Börsenweisheit.

Halten verlustreicher Aktien führt Investment ad absurdum

Das Festhalten an Verlust-Aktien führt letztlich die Grundidee des Investments – das eigene Vermögen zu vermehren – ad absurdum. Statt des Gewinns steht nur noch das Ausgleichen von Verlusten im Fokus. Und damit kosten dich verlustreiche Aktien nicht nur Nerven, sondern vor allem auch wertvolle Rendite. 

Wenn du hingegen verlustreiche Aktien abstößt, reduziert du nicht nur deine Verluste, sondern kannst das Geld gleichzeitig in gut laufende Werte investieren. Und damit ist es wahrscheinlicher, die Verluste wieder auszugleichen, als wenn du ewig auf eine Erholung deiner verlustreichen Aktie hofft. Denn du darfst nicht vergessen: Eine Aktie, die beispielsweise um 50% gefallen ist, muss um 100% steigen, um überhaupt wieder den Ausgangswert zu erreichen.

Verlustreiche Aktien

Ein weiterer Vorteil, den du zudem nicht vergessen solltest: Realisierte Verluste lassen sich steuerlich mit positiven Kapitalerträgen verrechnen.

Wichtig: Verlustreiche Aktien nicht in Panik verkaufen

Natürlich, es gibt Marktphasen wie zum Beispiel während des Corona-Crashs im Frühjahr 2020, in denen man nicht seine Aktien verkaufen sollte. Denn der Verkauf einer verlustreichen Aktie in Panik ist keine rationale Handlung. Und der Corona-Crash hat uns gezeigt, wie schnell gute Aktien sich erholen können. Gleichzeitig hat er aber auch gezeigt, wie schnell ein Investment-Case sich ändern kann. Hier gilt es die eigenen Investments nach der akuten Crash-Situation ganz rational und emotionslos neu zu bewerten und jene Werte, denen man auch langfristig keine Erholung zutraut, abzustoßen.

Auch im Finanz Cowboy Depot befanden und befinden sich noch immer einige verlustreiche Aktien. Manche Werte habe ich verkauft, andere stehen unter strenger Beobachtung, vielen traue ich langfristig eine Erholung zu. 

Wie geht ihr mit verlustreichen Investments um? Ich freue mich auf eure Meinung und eure Kommentare!

Inhalte werden geladen

Schreibe einen Kommentar